Ein Erbe kann auch darin bestehen, Erinnerungen an Vergangenes an gegenwärtige Generationen weiter zu tragen. Michael Kaufmann, Sohn des 1939 ins Exil vertriebenen Hans Kaufmann, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte seiner Familie nachfolgenden Generationen zu erzählen. Natürlich geht es ihm dabei zunächst um die Frage, „wie es eigentlich gewesen ist“, in seinem Fall um das bewegende Schicksal seiner Familie während der Zeit des Nationalsozialismus. Noch mehr allerdings will er vermitteln, dass Geschichte mehr ist als „ein ferner Spiegel“. Vielmehr rege sie zu Fragen an und zeige sich auch als Wissenschaft von Gegenwart und Zukunft, indem sie sich auch mit gegenwärtigen Handlungsmöglichkeiten vor dem Hintergrund des Geschehenen beschäftige.
Was aber machte Michael Kaufmanns Familie durch? Sein Vater Hans wurde mit 14 Jahren von seinen Eltern über einen Kindertransport nach Dänemark gebracht, floh dort später nach Schweden und überlebte deswegen. Seine Tante, die Schwester von Hans, war zuvor schon nach Palästina gegangen. Die Großeltern wurden nach Riga deportiert. Sein Opa wurde vermutlich in Auschwitz ermordet, seine Oma überlebte schwer gezeichnet und verstarb 1951 an Krebs.
Michael Kaufmann erzählte diese Geschichte ausführlich in der Aula des Annette-Gymnasiums. Anwesend waren die Schüler*innen unserer Jahrgangsstufe 10 und EF, und niemanden unter den Zuhörer*innen ließ diese Geschichte unberührt. Doch Michael Kaufmann wollte nicht nur informieren und nachdenklich machen. Sein Ziel war vielmehr, heute – auf der Basis von gesichertem Wissen über die Vergangenheit – dazu anzuregen, selbst aktiv zu werden und wachsam zu sein gegenüber den Tendenzen von Ausgrenzung, Menschenverachtung und Gewalt.
Das Gespräch nach dem Vortrag wurde moderiert von den Schülerinnen Mirja Hülsmann, Helena Lozinski, Pauline Birk und Paul Altenhövel. Über die interessanten und lehrreichen Stunden freuten sich mit unseren Schüler*innen auch Jochen Wilsmann (Schulleiter unserer Schule), die beiden Organisatorinnen der Veranstaltung, Sabrina Hamidi und Kim Frohwein, sowie Andreas Determann (Christlich-jüdische Gesellschaft Münster) und Stefan Querl (Villa ten Hompel).