von: Ronja Kaldewey, 9d

Am letzten Montag, dem 4.3.2024 war der Tag gekommen: Ein echter Höhepunkt nach unserer Reise nach Theresienstadt und unserem Holocaust Projekt. Rückblickend haben wir im letzten Jahr wahnsinnig viel und vor allem auch Wahnsinniges erlebt, wenn ich so darüber nachdenke. Seit jetzt schon über einem Jahr beschäftigen wir, die 9d, uns mit dem Thema des Nationalsozialismus.

2023 fing alles noch ganz normal an. Wir machten einen Projekttag und setzten uns mit einem Bilderbuch auseinander, welches ein Vater, trotz des Grauens um ihn herum im Ghetto Theresienstadt, für seinen Sohn zeichnete. Allein dieser Projekttag war für mich bereits sehr emotional, doch es ging noch viel weiter. Wir bekamen, durch die Hilfe so vieler engagierter Menschen, die Chance nach Prag, Theresienstadt und der Gedenkstätte Lidice zu fahren, wir trafen Zeitzeugen und Zweitzeugen und durften mit ihnen sprechen, wir durften dabei helfen, alte Erinnerungsstücke nicht zu verlieren.

Für unser Projekt erhielten wir am Montag nun eine große Ehrung den Dr.-Julius-Voos-Preis. Montag Abend: Wir stehen auf einer Bühne, die doch recht klein wirkt für diese Veranstaltung, dieses große Thema, aber man sieht an den Dekorationen an den Wänden in edlen Rot und Goldtönen des festlichen Rathaussaales um uns herum – dies ist etwas Besonderes. Wir haben auf uns aufmerksam gemacht!

Wir sind schon früh da, um die Texte für unseren Vortrag zu üben, der Chor probt, die Musiker spielen sich ein und stimmen ihre Instrumente. Aber langsam trudeln weitere Gäste ein, unsere Eltern und Familien , eine Schar mir unbekannter, aber wichtig erscheinender Personen, eine Gruppe von Leuten, die Plätze in der ersten Reihe bekommen. Politiker aus Münster, aber auch aus Berlin und die Vorsitzenden der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit.

Zunächst folgen Reden. Es sind viele, viele, aber sie sind interessant. Ich weiß nicht, wie viel letztendlich bloß abgelesen wird , aber was gesagt wird, ist wichtig. Die Rede, in der unsere Klasse als Preisträgerin hervorgehoben wird ist besonders schön, denn sie ist voll mit Gefühlen und Erinnerungen, wie auch Julius aus meiner Klasse betont: „Das war die beste Rede von allen!“
Sie enth ält viele passende Metaphern und Vergleiche und ist besonders authentisch. Zwischen all diesen Reden wird zusätzlich auch immer wieder Musik gespielt, da kann man einfach nur zuhören ohne über all die Worte nachzudenken, die sonst noch gesprochen werden.

Nach den Reden sind wir schließlich dran: Wir stellen uns auf die Bühne . Ich rufe mir, zum Glück mit Erfolg, ins Gedächtnis, dass all das auch nur Menschen wie wir sind, die zudem unbedingt hören wollen, was wir gleich zu sagen haben! Ich beobachte, wie die Gesichter im Publikum sich während des Vortrags und der darauffolgenden Rede verändern, wie manche aussehen, als würden sie anfangen zu weinen, manche, in Gedanken gesogen, in die Luft starren. Sie alle sind sehr aufmerksam, unsere Botschaft nimmt sie mit!

Zum Schluss gehen wir ein letztes Mal für diesen Abend auf die Bühne, wir kriegen unsere Urkunden! Ich schaue auf die drei Unterschriften unten ich kenne diese Leute nicht wirklich, aber sie sind dennoch wichtig und sie haben beschlossen uns diesen Preis zu verleihen! Genau wie die Leute im Publikum soeben beschlossen haben alle aufzustehen und uns zu applaudieren! So fühlen sich also Standing Ovations an.

Ich bin gerührt, denn so etwas hätte ich am Anfang des Projektes, im Januar 2023, nie für möglich gehalten! Dass noch so viel passieren wird. Schließlich erhalten wir von unseren Eltern noch ein Fotoalbum. Es zeigt Bilder von unserer Reise nach Prag, wo wir viele bedeutende Orte des Nationalsozialismus in echt angeschaut haben. An diesem Projekt, dieser Reise sind wir gewachsen, wir haben gelernt, wie schlimmD iskriminierung war und auch heute noch ist. Aber wir sind auch als Klasse weiter zusammengewachsen. In fast jedem Bild in diesem Klassenalbum steckt eine emotionale, von verschiedensten Gefühlen getränkte Erinnerung; ich werde es mir wahrscheinlich noch unzählige Male ansehen.