An historischen Orten und durch die Begegnung mit Zeitzeugen hat der Geschichts-LK der Jahrgangsstufe Q2 die Diktatur der DDR in einem dreitägigen Seminar erforscht. Die Auseinandersetzung mit dem Leben in einer Diktatur führte sehr anschaulich den Wert von Grundrechten, Demokratie und Rechtstaatlichkeit vor Augen.
Zur Vorbereitung setzten sich die Schüler*innen anhand von biografischen Fallbeispielen mit dem Leben im geteilten Deutschland auseinander. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf der Rolle von Jugendlichen in der DDR, die zwischen Anpassung und Selbstbehauptung bzw. Widerstand wählen mussten und dadurch nicht selten in den Zugriff der Stasi gerieten.
In Berlin erkundeten die Schüler*innen historische Orte, die heute zugleich Erinnerungsorte für die Opfer der DDR-Diktatur sind. Besonders eindrucksvoll war der Besuch im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Ein Zeitzeuge führte durch die heutige Gedenkstätte, in der er als 25jähriger selbst inhaftiert war. Der Grund: Er hatte mit Freunden aus Protest gegen die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968 selbstgemachte Flugblätter verteilt. Sie endeten mit den Worten „Niemand ist zu dumm, selbst zu denken“. Das genügte, um in die Fänge der Stasi zu geraten. Nicht mit physischer Gewalt, sondern mit psychischem Terror versuchte die Stasi in Hohenschönhausen die Menschen systematisch zu brechen. Die Erzählungen des Zeitzeugen boten sehr eindrucksvoll Einblicke in die Machtmechanismen der Diktatur und ihre Folgen für die Menschen, zeigten aber zugleich auch erstaunliche Beispiele von Mut und Widerstand.
An der Gedenkstätte „Berliner Mauer“ in der Bernauer Straße konnten sich die Schüler*innen ein Bild von den Sperranlagen und den Folgen der Teilung machen. In einem weiteren Gespräch mit einem Zeitzeugen erfuhren sie von dem Anpassungsdruck in der Diktatur, dem insbesondere jungen Menschen ausgesetzt waren, so dass der Zeitzeuge schließlich keinen anderen Ausweg mehr sah, als einen Fluchtversuch über die Mauer zu wagen. Der Versuch scheiterte und hatten für ihn und seinen Freund ebenfalls Haft unter unmenschlichen Bedingungen zur Folge.
Im ehemaligen Notaufnahmelage Marienfelde erkundeten unsere Schüler*innen schließlich den Weg der Flüchtlinge, die bis zum Mauerbau und teils auch danach aus der DDR in den Westen flohen. Wenn auch die historischen Rahmenbedingungen der Flucht andere waren, wurden Parallelen zu heutigen Fluchtbewegungen schnell deutlich.
Das Seminar wurde gemeinsam von der Akademie Franz-Hitze-Haus und der Villa ten Hompel angeboten. Es ist jedes Jahr Bestandteil des Unterrichts unseres Geschichts-LK.