von: Ronja Kaldeway (8d)
6.000.000 Menschen mussten ihr Leben lassen, monate- oder sogar jahrelang harte Zwangsarbeit ausführen, sind seelisch beinahe zerbrochen, weil sie einfach keinen Sinn mehr im Leben sahen … . Der Nationalsozialismus unter Adolf Hitler. Holocaust. Damit haben wir, die Klasse 8d des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums, uns in den letzten Wochen beschäftigt und dabei viele traurige, aber auch kleine, hoffnungsvolle Dinge aus dieser harten Zeit kennengelernt.
Schon im letzten Schuljahr stießen wir auf das Thema, als wir im Unterricht bei unserer Deutschlehrerin Frau Götz das Jugendbuch „Wunder“ von R.J. Palacio lasen. In der Geschichte wird die Hauptfigur August, der seit seiner Geburt Gesichtsanomalien hat, von seinem Mitschüler Julian schickaniert. Wir stellten uns die Frage, warum er das tut und wie man ihm begreiflich machen könnte, dass sein Verhalten diskriminierend ist.
Palacio schrieb einen zweiten Band der Geschichte, den ich im Unterricht vorstellen durfte. Julians Großvater, so erfuhren wir, fiel wegen körperlicher Behinderungen dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer. Hier kamen bei uns viele Fragen auf und so kamen Frau Götz und Frau Hamidi auf die Idee, einen Projekttag zum Nationalsozialismus zu gestalten. Vor einigen Wochen griff unsere Geschichtslehrerin, Frau Hamidi, dies in ihrem Unterricht auf und wir schauten einen Film über Erna de Vries, eine Frau, die das Konzentrationslager überlebte und an vielen Schulen von dieser Erfahrung berichtet hat. Der Film war unglaublich kraftvoll und traurig zugleich. Kraftvoll, weil jemand wirklich immer wieder detailreich von seiner schlimmsten Lebenszeit erzählte, jemand, der jahrelang deshalb leiden musste, der durch diesen Film, durch jedes Wort eine tiefe, alte Wunde wieder öffnete. Das finde ich persönlich sehr, sehr mutig. Traurig war er natürlich, weil genau beschrieben wurde, wie schlecht es ihr ging, was die Nationalsozialisten damals wirklich getan haben.
Nach diesem Film haben wir uns dem nächsten Projekt zugewandt. Einem Projekt des Arolsen Archives, mit der weltweit größten Sammlung von Karteikarten der Verfolgten des Nationalsozialismus. Diese sollen nun vor dem Verfall beschützt und digitalisiert werden. Unsere Klasse durfte dabei mithelfen und hat insgesamt Sechshundert Karten geschafft! Darauf bin ich persönlich sehr stolz, da dies eine wichtige Aufgabe war, um all die Namen nicht zu vergessen, die man nicht vergessen sollte. Damit Menschen in Zukunft nach ihren verschollenen Verwandten suchen und etwas finden können und so ein Stückchen von ihnen wiederbekommen.
Am 18. 01. 2023 beschäftigte sich unsere Klasse noch einmal genauer mit dem Nationalsozialismus, unter anderem auch durch ein Bilderbuch, das Bedrich Fritta im Ghetto Theresienstadt für seinen 3-jährigen Sohn Tommy zeichnete und das nachher die einzige Erinnerung an ihn und Tommys Mutter werden sollte, da beide Elternteile den Holocaust nicht überlebten.
Am Freitag, den 27. Januar, ist unsere ganze Klasse zur offiziellen Gedenkfeier eingeladen, die im Rathaus stattfindet. Ich finde, dass dies eine große Ehre ist, da dies normalerweise nur ältere Klassen machen und wir die einzige Klasse sind, die dies miterleben darf und so der unschuldigen Menschen gedenken kann, wahrscheinlich viel intensiver, als wir es sonst tun würden. Dies ist eine Zeit, die man nicht vergessen oder wegschieben sollte, nur weil sie sehr traurig ist. So etwas darf einfach nie wieder passieren!