aus: WN – 21.10.2022

Bei den Deutschen U-18-Meisterschaften in Leipzig sicherte sich Armin Pacariz souverän den Titel. Der 16-jährige Judoka aus Wolbeck ist derzeit kaum zu stoppen, am ehesten noch von seinem „kleinen“ Bruder Meris.

Wenn im Sommer 2024 in Paris die olympische Flamme entzündet wird, dann kann Armin Pacariz das wohl noch bequem vom Fernseher aus verfolgen. „Das kommt noch ein bisschen früh“, sagt der Münsteraner mit einem Lächeln, „aber LA klingt gut“. In Kalifornien wird die Flagge mit den fünf Ringen 2028 wehen, Pacariz ist dann mit 22 Jahren im besten Sportleralter. Der junge Judoka weiß, dass ihm noch ein langer, mühsamer Weg an die Weltspitze bevorsteht, und er will keinesfalls überheblich klingen, aber das 16-jährige Ausnahmetalent des TV Wolbeck hat die ersten Schritte auf dem Erfolgsweg bereits hinter sich.

Zu Beginn der Herbstferien sicherte er sich in Leipzig den Titel bei der U-18-DM, eine Woche später scheiterte er in Frankfurt an der Oder bei den „Großen“ in der U 21 hauchdünn am späteren Deutschen Meister. Doch Pacariz bleibt bei allen Erfolgen bescheiden und in bester Judo-Schule mit beiden Beinen am Boden – für falsche Bescheidenheit ist allerdings auch kein Platz mehr.

Er weiß, dass er sein Talent nur mit großem Trainingsfleiß und vielen Entbehrungen voll ausspielen kann. Längst sind ihm beim TVW die Sparringspartner ausgegangen, für die durchschnittlich sechs bis sieben wöchentlichen Trainingseinheiten steuert er zur Arbeit mit Landestrainer Jan Tefett den Olympiastützpunkt in Köln oder den Landesstützpunkt in Bottrop an – meist mit Bus und Bahn. „In der direkten Wettkampfvorbereitung sind es sogar bis zu zehn Einheiten in der Woche“, sagt er – zusätzlich zu den Sparringskämpfen im heimischen Keller, wo sich der „kleine“ Bruder Meris durchaus zu wehren weiß. Der 15-Jährige wurde in diesem Jahr Dritter bei den Westdeutschen Meisterschaften und begleitet ihn nicht nur auf den Trainingsfahrten nach Köln und Bottrop, sondern als Jungjahrgang in der U 18 auch auf die Wettkämpfe. Gemeinsam sind beide jetzt auch auf das Annette-Gymnasium gewechselt, wo sich Leistungssport und Schule bestens verbinden lassen. „Das klappt sehr gut – und auch die Trainingsbedingungen an der Schule sind super“, sagt Armin Pacariz.

Wie gut die Arbeit bei den Brüdern anschlägt, hat der ältere von beiden jetzt in Leipzig bewiesen, als er nach vier souveränen Siegen im Finale der U-18-DM stand. „Da war die Anspannung schon groß“, erinnert er sich noch gut an die kurze Verbeugung vor Gegner Bela Buchmeyer vor dem entscheidenden Kampf. Doch nach nur acht Sekunden löste sich die Anspannung auch beim Trainer und der mitgereisten Familie schon wieder: Mit einem Ippon beendete Pacariz „das vielleicht schnellste Finale einer Deutschen Meisterschaft“ – und das sogar fast planmäßig. „Das hatte ich mit meinem Trainer so besprochen“, beschreibt er seinen Blitzsieg.

Schon im Vorfeld der Titelkämpfe war der Gymnasiast sehr zielstrebig und ohne Umwege unterwegs: Die Bezirksmeisterschaften ersparte der Cheftrainer seinem Schützling, beorderte ihn kampflos zu den Westdeutschen Titelkämpfen in Herne, wo er sich nach fünf Kämpfen und fünf Siegen souverän den Titel sicherte. Im Vergleich mit den besten Kämpfern Deutschlands musste der Münsteraner dann in Leipzig nur in Runde drei über die volle Distanz gehen, als ihm mit der international erfahrene Yaroslav Demydenko alles abverlangte. „Die Ukrainer kämpfen seit diesem Jahr bei den nationalen Titelkämpfen mit“, erklärt Pacariz. Starke Konkurrenz aus einem Land mit großer Judo-Tradition. Bei den U-21-Titelkämpfen sicherte sich ein Athlet aus der Ukraine den Titel – nach dem umkämpften Viertrundensieg gegen Armin Pacariz. „Da war mehr drin“, sagt dieser rückblickend.

Mehr kann aber schon in der kommenden Woche folgen, wenn er bei den Bremen Masters antritt. Dieser Auftritt wird natürlich auch beim TV Wolbeck aufmerksam verfolgt, wo Pacariz vor zehn Jahren seine ersten Versuche auf der Judomatte machte. Auch die Heimtrainer Karsten Wehle, Christof Duhme und Jens Reißberg haben maßgeblichen Anteil am Erfolg ihres ehemaligen Schützlings. Der Club begleitet die Karriere der Brüder nach wie vor aufmerksam und unterstützt die Familie bei den Fahrtkosten, wie der Vorsitzende Stefan Langer bestätigt. Sportlich haben längst Profis den Staffelstab für die lange Reise nach Los Angeles übernommen. Unter anderem kümmert sich auch der Bundestrainer um Pacariz. Christopher Schwarzer betreute ihn zuletzt bei Lehrgängen in Frankreich, Polen und Tschechien – alles Stationen auf dem Weg nach Kalifornien.