Seit heute hängt im ersten Stock neben der Aula der Erinnerungsrahmen zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Entstanden ist die Idee des Erinnerungsrahmens im EF-Geschichtskurs von Frau Schmidt im Kontext des diesjährigen Holocaust-Gedenktags Münsterischer Schulen am 27. Januar. Im Rahmen des Themenschwerpunkts „Vergessene Opfer des Nationalsozialismus“ entwickelte eine Gruppe des Kurses den Erinnerungsrahmen als schulinternen Erinnerungsort zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

In dem Bilderrahmen wird wechselnd auf unterschiedliche Biographien von im Nationalsozialismus verfolgten Menschen aufmerksam gemacht und so an ihre spezifischen Lebenswege und Verfolgungsgeschichten erinnert. Die Geschichten vieler Opfer sind bis heute nicht erzählt. Der Erinnerungsrahmen lädt Schüler*innen und Lehrer*innen ein, stehen zu bleiben, sich zu informieren und der verfolgten Menschen zu gedenken.

Als erste Person steht Wilhelm Klimas im Mittelpunkt. Der OP-Pfleger kam 1924 aus Schlesien nach Münster und arbeite in der Chirurgischen Klinik der Universität. Im Zweiten Weltkrieg wurde er erst in der Sanitätskompanie eingesetzt, kehrte dann aber wieder zurück nach Münster. 1943 wurde er durch die Geheime Staatspolizei verhaftet und wegen „Rundfunkvergehens“ angeklagt. Ein Kollege hatte ihn beschuldigt, feindliche Radiosender abgehört zu haben. Für ein solches Vergehen konnte man sogar mit der Todesstrafe bestraft werden. Wilhelm Klimas wurde bis Kriegsende unter grausamen Bedingungen in verschiedenen Einrichtungen inhaftiert. Nach seiner Rückkehr an die Uni-Klinik war er von schweren körperlichen Einschränkungen betroffen und konnte seine volle Arbeitsfähigkeit nicht wiederherstellen. Von den Folgen der Haft erholte er sich bis zu seinem Tod im Jahr 1953 nicht mehr. (Vgl. Otto Gertzen: Flugblatt Wilhelm Klimas)

Unser EF-Geschichtskurs hat ein Projekt initiiert, das langfristig von der Fachschaft Geschichte betreut und von den Schüler*innen der Oberstufe gestaltet wird. Der Erinnerungsrahmen eröffnet den gestaltenden Schüler*innen die Möglichkeit, eigene historische Deutungen zu entwickeln und selber zu aktiven Akteur*innen der Erinnerungskultur zu werden.

Mit diesem schulinternen Erinnerungsort übernehmen wir am Annette-Gymnasium Verantwortung für das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus und für die Erinnerung an sie in der Zukunft.