Am 21.12.2021 haben wir das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erhalten und an unsere Eingangstür gehängt. Was hat sich seither getan?
Noch nicht viel. Vielleicht aber doch schon ein wenig, allein dadurch, dass uns etwas ins Bewusstsein gerufen wurde: wir uns erinnert haben, wie wichtig es ist, Haltung zu zeigen, so wie wir Haltung gezeigt haben, als wir heute Vormittag zu Bob Dylans „Blowin` in the wind“ die gelben und blauen Farben der Ukrainischen Flagge in den Himmel des Pausenhofes des Annette-Gymnasiums streckten.
„Haltung zeigen“ – so lautet auch das Motto der diesjährigen Wochen gegen Rassismus, die heute mit einer Auftaktveranstaltung eingeleitet wurden.
Um 18:00 Uhr sprach unser Bürgermeister Markus Lewe aus dem Münsteraner Rathaus, im Hintergrund die Fenster des Friedenssaales gut erkennbar, Begrüßungsworte an die Teilnehmer*innen der Online-Veranstaltung.
Maria Salinas, Vorsitzende des Integrationsrates Münster erklärte den Abbau rassistischer Strukturen zum gemeinsamen Ziel und verwies darauf, wie bedeutsam die Mitwirkung von Menschen mit Migrationshintergrund an unserem öffentlichen und kulturellen Leben, sowie die Teilhabe, aber auch Mitbestimmung in funktionellen Ämtern sei.
Die Angst vor dem scheinbar Fremden abzubauen und eine rassismuskritische Haltung seien kein Automatismus, sondern eine bewusste Entscheidung.
„Münster l(i)ebt Vielfalt“ , zeigt das bunte Logo der Stadt Münster.
Das Annette-Gymnasium auch!
Als starkes Zeichen für die Auftaktveranstaltung, die sonst immer im Programmkino Cinema an der Warendorferstraße stattfindet, haben die Veranstalter*innen Muno AnNisa Aikins eingeladen, die aus ihrem Buch „Die Haut meiner Seele“ las.
Ihre Lesung war das tief bewegende Zeugnis einer jungen Literatin, die sich ihrem täglichen Kampf durch das Schreiben „aufrecht hält“: nicht einer, sondern viele Kämpfe genau genommen. Der Kampf für die Freiheit von Krieg, um die Freiheit von abwertenden Blicken und rassistischer Gewalt, für eine neue Heimat. Die Freiheit von Krieg hat die Autorin teuer bezahlt: mit ihrer Würde, die sie im Schreiben wiederfinden will. Das Schreiben, vor allem aber die Lyrik, ermögliche es ihr, das Grauen ihrer erlebten Traumata würdevoll zu transportieren. Der Prozess des Schreibens habe gar nicht das Ziel gehabt, in der Veröffentlichung eines Buches zu münden, aber sie habe gemerkt, dass selbst Freunde, die sie und ihre Biografie bereits gut kannten, noch besser verstehen konnten, nachdem sie ihre Texte gelesen hatten. Das habe sie dazu bewogen „Die Haut meiner Seele“ im Unrast Verlag Münster zu veröffentlichen.
Auch im sich der Lesung anschließenden Interview mit Dihia Wegmann betont Aikins, dass das Schreiben für sie persönlich, aber auch für viele andere marginalisierte und rassismuserfahrene Menschen, ein starkes und kraftvolles Instrument zur Transfomation und zum Empowerment sei.
Sie selbst beschreibt ihren Schreibprozess als ein Nachhausekommen in der deutschen Sprache einerseits, als ein Zeugnis ihrer Sprachkompetenz andererseits: „Ich beherrsche die deutsche Sprache! Ich kann mitreden! Ich gehöre hierher!“
Aus dieser eigenen Kompetenz leitet sie aber auch eine gesellschaftliche Verantwortung ab. Sie will ihre Stimme erheben und ein Kontradikt zur Nichtthematisierung sein.
Und dennoch bleibt ihr lyrisches Schaffen vornehmlich ein persönlicher Schreibprozess: „Frieden mit (sich) und in Frieden allen zugewandt“ will Muna Aikins sein und findet dafür den Ausdrucksraum im Lyrischen: „Ich kann zwischen den Zeilen atmen…“!
Schaut euch doch mal auf der Homepage des Kommunalen Integrationszentrums das Programm für die kommenden zwei Wochen an! Vielleicht ist ja die eine oder andere Veranstaltung dabei, die euch interessiert!