von: Ronja Kaldewey (7d)
Am 2.12.2021 besuchte die Klasse 7d mit Frau Eßer und Frau Götz das Theaterstück „Das Gesetz der Schwerkraft“, das vom Jungen Theater in den Städtischen Bühnen aufgeführt wurde. Darin geht es um zwei Jugendliche, die sich nicht mit ihrem Geschlecht identifizieren können. Fred, mit vollem Namen Frederik, möchte am liebsten einfach ein ganz normaler Junge sein, doch weiß er im Inneren, dass er das nie ganz sein wird. Dom ist eine einsame Jugendliche, die vor allem dadurch so einsam geworden ist, weil sie sich wie ein Junge fühlt und auch mit dem Pronomen „er“ angesprochen werden möchte. Beide sind innerlich verwirrt und teilen einen Wunsch: sie wollen zur Stadt, auf die andere Seite des Wassers, über das nur eine Brücke führt. Sie meinen, dass sie in der Stadt keine Angst mehr haben müssen ihre wahre Identität zu leben.
Am Anfang ist der Bühnenraum völlig dunkel, man hört nur einen leisen, gleichmäßigen Herzschlag und im Hintergrund ist eine Projektion, die einen schmalen weißen Streifen zeigt, der immer wieder zuckt, wie der zu vernehmende Herzschlag. Eine Gestalt hockt auf einem Gerüst, erwacht und versucht über die Brücke zur Stadt zu kommen, allein… Sie weicht aber innerlich zurück, schafft es doch nicht. Es ist Dom.
Fred zieht aus einer anderen Stadt in Doms Nähe. Fred möchte neue Freunde finden und lernt Dom kennen. Man sieht, wie Fred und Dom sich mit der Zeit immer mehr über ihre wahre Identität anvertrauen und eines Tages beschließen, gemeinsam in die Stadt zu gehen. Dort glauben sie gemeinsam sie selbst sein zu können.
Die beiden machen Erfahrungen mit Mobbing und Liebeskummer. Völlig verwirrt treiben die Ereignisse sie an den Rand der Verzweiflung. Am Ende fassen die beiden aber zusammen neuen Mut. Als Fred Dom von der Wärme des Sommers erzählt, verfärbt der Hintergrund in ein tiefes Rot, das den Mut und die Zuversicht der beiden Freunde symbolisiert und die beiden tuen den ersten Schritt über die Brücke.
In dem Theaterstück sind die Gefühle gemischt. Es steckt voller Sehnsucht, Hoffnung, Angst aber auch Vorfreude auf das neue Leben. Auf das neue Leben, in dem sie sich nicht mehr verstecken müssen. Dafür müssen sie aber erst die Brücke überqueren, auf der einen Seite liegt die Verkleidung, auf der anderen das neue, hoffentlich bessere Leben- und doch schaffen sie es nicht direkt hinüberzugehen. Die Brücke wird aber nicht nur äußerlich mit Hilfe eines Gerüstes auf der Bühne dargestellt, sondern auch innerlich: die Brücke steht für die Verbindung von zwei gespaltenen Seiten, so wie eine gespaltene Identität. Es ist nicht einfach seine Identität zu ändern, auch wenn man damit vielleicht eine falsche Hülle abstreifen würde, eine falsche Haut, eine Verkleidung, die man ein ganzes Leben an sich tragen musste. Jedes Mal, wenn man in den Spiegel schaute, war da jemand Fremdes. Nicht man selbst blickte sich entgegen. Da gibt es nämlich auch noch den Druck der anderen Schulkameraden und der Familie.
Ich persönlich finde das Theaterstück sehr gut gelungen. Es ist sehr tiefgründig, weshalb man auch darüber nachdenkt. Mich hat es am Anfang eher verwirrt, doch ich denke, dass genau das der Sinn ist, der einen dazu anregt, über die Hintergründe nachzugrübeln. Außerdem hilft die erzeugte Verwirrung, sich in die Figuren hineinzuversetzen. Fred und Dom sind auch innerlich verwirrt, was sie schließlich an den Rand der Verzweiflung bringt. Man sieht an diesem Theaterstück, dass es praktisch gar kein richtiges „normal“ und „unnormal“ gibt. Es bringt nichts, jemanden zu verurteilen, nur weil er sich nicht an die Mehrheitsvorstellungen hält. Es schafft nur Trauer und Verzweiflung. Man teilt Menschen viel zu schnell in Schubladen ein, in verschiedene Kategorien. Doch sollte nicht jeder selbst entscheiden dürfen, wer er oder sie sein möchte? Auch wenn es etwas dazwischen ist. Ich finde, dass jeder frei sein darf, seine Identität selbst zu bestimmen, ohne Angst davor haben zu müssen, zu sagen, wer er wirklich ist.
Jedem seine Identität!