Zum Ende des vergangenen Schuljahres haben die Schüler*innen der Klasse 7a im Rahmen eines Projektes Rezensionen über das Buch „Wunder“ von Raquel Palacio erstellt, das sie gelesen und im Deutschunterricht analysiert haben. Gewonnen hat Anna Stuhldreier mit folgender Rezension:

„Das Jugendbuch „Wunder“ wurde von Raquel J. Palacio verfasst und ist im Jahre 2012 in deutscher Sprache veröffentlicht worden. Hauptzielgruppe des 445 Seiten umfassenden Buches sind Jugendliche. Wie aber auch Christiane Westermann vom WDR 2 urteilt: es ist ein Buch für alle.

Der Roman thematisiert das Anderssein. Held der Geschichte ist der zehnjährige August aus New York, welcher mit einer extremen Gesichtsdeformation zur Welt kam. Diese Entstellung macht ihm den Umgang mit anderen Kindern schwer. Seine unzähligen Operationen haben es ihm lange unmöglich gemacht, eine normale Schule zu besuchen. Nun aber soll er in die 5. Klasse „eingeschult“ werden. Dies macht August große Angst. In seiner Situation stehen ihm nur seine Familie und der Familienhund Daisy zur Seite. Via, seine Schwester, ist seine engste Bezugsperson. Aber auch die „normale“ Via hat so ihre eigenen Probleme. Zum einen steht die Entstellung von August immer im Mittelpunkt der Gedanken ihrer Eltern, zum anderen zieht sich ihre beste Freundin Miranda aus für sie unerklärlichen Gründen von ihr zurück und verhält sich Via gegenüber plötzlich abweisend.

Bevor August „eingeschult“ wird, hat er ein Termin bei Mr. Pooman, dem Schuldirektor, welcher ihm drei seiner Mitschüler vorstellt. Insbesondere Jack wird zu einem engen Freund. Neben Jack lernt August noch Summer kennen, die im Verlaufe des Romans zu seiner besten Freundin wird. Der Großteil der Schüler steht August jedoch aufgrund seiner Gesichtsdeformation abweisend gegenüber. August gelingt es trotz der ständigen Ausgrenzung sich nach außen hin wenig anmerken zu lassen. Diese Stärke und die Hilfe von Summer und Jack führen dazu, dass August immer mehr akzeptiert wird.

Die verwendeten sprachlichen Stilmittel, die Perspektivwechsel, das Buch wird aus ständig wechselnden Sichtweisen geschrieben, die kurzen Kapitel und die gut verständliche Sprache bauen trotz des zu erwartenden positiven Endes immer wieder Spannung auf.

Raquel J. Palacio gelingt es, bewusst zu machen, dass nicht das Aussehen eines Menschen wichtig, sondern der Charakter entscheidend für das Schließen von Freundschaften ist. Nicht die äußeren, sondern die inneren Werte eines jeden Menschen, sollten für den Umgang miteinander entscheidend sein.

Das Buch „WUNDER“ ist mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden. Als Leserin der Zielgruppe kann ich diese Preisverleihung absolut nachvollziehen. Die Perspektivwechsel als Stilmittel machen die 445 Seiten interessant und regen nach dem Ende eines jeden Kapitels an weiterzulesen. Es gelingt der Autorin, den Leser an das Buch zu fesseln, obgleich der Inhalt und ihre Botschaft eigentlich „schwerer Stoff“ sind.

Kritisch anzumerken ist aus meiner Sicht, dass zum Ende eine nicht ganz glaubwürdige, heile Welt mit Happy End präsentiert wird. Feinde werden zu Freunden, die Hauptperson erhält eine Ehrenmedaille und ein neuer Hund lässt die Trauer über den Tod des alten Familienhundes verschwinden. Ein etwas weniger dick aufgetragenes Ende wäre meiner Meinung nach passender gewesen.

Alles in Allem empfehle ich aber Jedem, nicht nur Jugendlichen, den Roman „Wunder“ zu lesen und in eine Welt abzutauchen, die weit entfernt scheint, aber doch ganz nah ist, da wir jeden Tag Menschen kennenlernen, die „anders“ sind.“